Die Schlosserei

0

… steht in Darmstadt-Kranichstein. Und vermutlich hätte niemand von uns von alleine den dunklen Raum betreten, hätte der Führer nicht die Geschichte dazu erzählt. Ich und viele andere auch fanden das sehr spannend und betraten den Raum, der kaum 16 m² misst. Und es tat sich eine neue Welt auf.

Die Schlosserei im Betriebswerk

Man muss dazu wissen, dass eine Schlosserei aus einer Zeit stammt, da die in Betrieb befindlichen Dampflokomotiven überholt und repariert werden mussten. Die Betonung liegt dabei auf „mussten“. Es gab da wenig Möglichkeiten, ein Fahrzeug „zum Hersteller“ einzusenden. Die Lösung für ein technisches Problem musste in der Werkstatt gefunden werden. Und Google war noch nicht erfunden!

Die Bauteile der Lokomotiven waren auch eher grobmechanische Brocken. Und wenn man ein Ersatzteil brauchte, konnte man das nicht so einfach im Teilehandel im Shop bestellen. Es wurde gefertigt. In der Werkstatt. Und eben dort stand die Schlosserei. Und die Schmiede, die wir in einem der vergangenen Artikel schon mal gesehen haben.

Was damals gängige Praxis war, wird heute noch im Dampflokmuseum Darmstadt-Kranichstein gelebt. Die Schlosserei ist nicht mehr in Betrieb, sie ist Schaustück. Doch in der Schmiede werden beispielsweise die Stehbolzen für den Kessel einer Dampflokomotive hergestellt, wenn diese überholt wird. Das können dann aber schon mal 1.000 Stück und mehr sein. Doch das ist keine Last, sondern eher eine Freude der Kranichsteiner, denn viele Lokmuseen in Deutschland wären froh, sie „könnten“, wenn ein Teil fehlt, dieses herstellen. Hier in Kranichstein kann man und viele befreundete Museen und Vereine kommen auf die Kranichsteiner zu und fragen die Herstellung von Ersatzteilen an. Denn viele haben eben keine Schlosserei, keine Schmiede, keine…

Damit gewinnt der dunkle Raum deutlich an Strahlkraft. Eine Lokomotive ist eben kein wartungsfreies Gerät. Ganz im Gegenteil. Wenn unsereins bei einem Fahrtag die frisch gewienerte Dampflok vor einem Zug Donnerbüchsen schnaufen sieht, dann ist uns eher nicht bewusst, wie viel Schweiß das die Vereinsmitglieder in den Wochen zuvor gekostet hat. Nicht für das Wienern, sondern für die Instandhaltungsarbeiten, die eben anfallen und schnell mal mehrere Wochenenden für ganze Teams einnehmen. An der Stelle mal ein Danke an die Kranichsteiner Schrauber und Hämmerer, denn das Ergebnis ihrer Arbeiten trug sehr zur Freude der Personen in der Besuchergruppe bei, mit der ich den Lokschuppen durchschritt.

Die Fotos versuchen, die Stimmung im Raum der Schlosserei einzufangen. Metall, Öl, verschiedenste Stoffe und Flüssigkeiten in Kisten, Kästen, Kannen, Flaschen, Fässern und so fort. Uralte Hinweisschilder aus Kaiserszeiten und danach. Arbeitsanweisungen und Beamtendeutsch und schlimmer. Hinweise auf (scheinbare) Banalitäten, auf Dinge, die es oft heute nicht mehr gibt. Und jede Berufsgenossenschaft würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, würde sie den Raum betreten – für Respekt und Andacht wäre da gewiss kein Platz.

Wir aber, die wir den Duft von Öl in uns aufgesogen und die magische Welt von Metall und Öl erkundet haben, waren auffällig ruhig und bestaunten die Tausende von Details, die sich unseren Augen darboten. Es wurde nicht gesprochen. Und auch die Kinder, die auf dem Arm von Papa durchgeführt wurden, waren stiller als draußen in der Halle des Lokschuppens. Wer weiß, vielleicht wächst da ja jemand heran, der dereinst dem Verein beitritt, um in der gerade kennengelernten Welt Hand anzulegen und mit zu tun.

Euch jedenfalls viel Spaß beim Betrachten der Fotos. (Alle können zum Vergrößern angeklickt werden)

Eine Drehbank in der Schlosserei des Dampflokmuseums Kranichstein.

Eine Drehbank in der Schlosserei des Dampflokmuseums Kranichstein.

Transmissionsriemen zur Kraftübertragung auf die verschiedenen Maschinen.

Transmissionsriemen zur Kraftübertragung auf die verschiedenen Maschinen.

Ich glaube, es ist ein maschineller Hammer oder eine Presse.

Ich glaube, es ist ein maschineller Hammer oder eine Presse.

Im Hintergrund eine weitere Drehbank.

Im Hintergrund eine weitere Drehbank.

In diesem Schrank herrscht jetzt nicht ganz die deutsche Ordnung.

In diesem Schrank herrscht jetzt nicht ganz die deutsche Ordnung.

Eine weitere Drehbank mit schlaff herabhängenden Transmisisonsriemen.

Eine weitere Drehbank mit schlaff herabhängenden Transmisisonsriemen.

Eine lehrreiche Hinweistafel. Eine Drehbank mit Fußantrieb muss man sich vorstellen. Da war Kraft nötig...

Eine lehrreiche Hinweistafel. Eine Drehbank mit Fußantrieb muss man sich vorstellen. Da war Kraft nötig…

Energieeffizienz war diesem Ofen ziemlich egal. Über das Auflegen der Transmisisonsriemen auf die verschiedenen Rollen an der Maschine rechts wurde die Arbeitsgeschwindigkeit der Maschine gesteuert.

Energieeffizienz war diesem Ofen ziemlich egal. Über das Auflegen der Transmisisonsriemen auf die verschiedenen Rollen an der Maschine rechts wurde die Arbeitsgeschwindigkeit der Maschine gesteuert.

Kraftübertragung in kleinen Schritten per Transmissionsriemen von der Kraftquelle bis hin zu jeder einzelnen Maschine.

Kraftübertragung in kleinen Schritten per Transmissionsriemen von der Kraftquelle bis hin zu jeder einzelnen Maschine.

Kisten, Kästen, Schachteln. Viel mechanischer Kleinkram musste aufbewahrt werden.

Kisten, Kästen, Schachteln. Viel mechanischer Kleinkram musste aufbewahrt werden.

Auch die Werkzeuge waren damals sehr zahlrreich und vielfältig.

Auch die Werkzeuge waren damals sehr zahlrreich und vielfältig.

Bei all den offenen Maschinen, Riemen, Geräten war der Hinweis mehr als berechtigt. Bilder von den vorgekommenen Unfällen will man sich nicht mal im Geiste vorstellen.

Bei all den offenen Maschinen, Riemen, Geräten war der Hinweis mehr als berechtigt. Bilder von den vorgekommenen Unfällen will man sich nicht mal im Geiste vorstellen.

Schraubzwingen, Lampen, Gitter. Viel Metall wurde gebraucht, um die Rösser aus Stahl am Leben und in Schaffenslaune zu erhalten.

Schraubzwingen, Lampen, Gitter. Viel Metall wurde gebraucht, um die Rösser aus Stahl am Leben und in Schaffenslaune zu erhalten.

Ein Lichtschalter. Baujahr: anno dunnemals. Der große Vorteil: der Schalter konnte auch mit öligsten Händen bedient werden. Und im Vergleich mit den damals üblichen Drehschaltern war er auch sicherer.

Ein Lichtschalter. Baujahr: anno dunnemals. Der große Vorteil: der Schalter konnte auch mit öligsten Händen bedient werden. Und im Vergleich mit den damals üblichen Drehschaltern war er auch sicherer.

Bei der Beschriftung der Schalter wird klar: Kraft und Verständnis für Stahl war hier wichtiger als eine "Eins" in Deutsch.

Bei der Beschriftung der Schalter wird klar: Kraft und Verständnis für Stahl war hier wichtiger als eine „Eins“ in Deutsch.

Archaische Kraftübertragung um die Ecke: um 90° wird abgebogen, dort läuft die Welle weiter.

Archaische Kraftübertragung um die Ecke: um 90° wird abgebogen, dort läuft die Welle weiter.

"Vorsicht! Nicht in den Lichtbogen oder Schweißflamme sehen."

„Vorsicht! Nicht in den Lichtbogen oder Schweißflamme sehen.“

Riesige Schraubstöcke.

Riesige Schraubstöcke.

Über den Autor

Sturmi ist passionierter Modellbahner, Spielbahner, Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler, und so einiges mehr. Hier auf Nietenzähler.de posaunt er seine gute Laune und seine Freude mit der Modellbahn in all ihren Schattierungen in die digitale Welt hinaus.

Lassen Sie eine Antwort hier